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Topvermögensverwalter via Bildschirm zugeschaltet und ihre Gastgeber vom Finanzen Verlag in München am 8. Juli 2020: Dieter Fischer, Geschäftsführer des Finanzen Verlags (links), und Bernhard Bomke, Redakteur beim Finanzen Verlag, im Gespräch mit diesmal zehn Fonds-Experten.

Allzeithochs sind wahrscheinlich

präsentiert von HANSAINVEST

Vor bald eineinhalb Jahren startete €uro am Sonntag das Projekt „VermögensverwalterEXTRA“. Zwölf führende unabhängige Vermögensverwalter wurden begleitet, um ihre Leistungen und Fonds für potenzielle Anleger transparent und greifbar zu machen. Das Projekt geht weiter. Wir nutzen die Gelegenheit für eine weitere Zwischenbilanz. Die Porträts und Produkte der Teilnehmer finden Sie online auf www.boerse-online.de, Bereich „Vermögen“.

Die vergangenen Monate waren für Vermögensverwalter eine schweißtreibende Zeit. Die Ungewissheiten, die sich aus der Corona-Pandemie ergaben, zwangen dazu, die Fondsportfolios immer wieder nachzujustieren – oder aber still zu halten und die Nerven zu bewahren. Nicht weniger ungewiss erscheinen die verbleibenden Monate des Jahres 2020.

Zehn der besten Vermögensverwalter im Land freuten sich, wenn schon nicht persönlich, so doch wenigstens per Videoschalte beim €uro-am-Sonntag-Round-Table dabei zu sein. Das Gespräch moderierte Dieter Fischer, Geschäftsführer des Finanzen Verlags.

Fischer: Seit vier Monaten leben wir mit Corona. Wird die Pandemie auch im zweiten Halbjahr 2020 dominant bleiben, oder sind es ganz andere Themen, die die Börsen begleiten werden?

Hartmann: Wir werden weiter mit einem erhöhten Infektionsrisiko leben müssen, aber es wird keinen globalen Lockdown mehr geben. Die Aktienmärkte werden von den finanziellen Stimuli vieler Staaten Rückenwind bekommen. Ich erwarte bei den Wachstumswerten an den Börsen generell stärkere Gewinne. Ausnahme werden US-Technologie-Unternehmen sein, die wegen ihrer bereits hohen Bewertung weniger zulegen werden.

Henrich: Entscheidend für die nächsten Monate wird sein, ob die Quartalsgewinne der Unternehmen im Einklang mit den bereits weit vorweg gelaufenen Börsen stehen. Wenn es hier zu Enttäuschungen kommt, sind Rückschläge an den Märkten sehr wahrscheinlich.

Wallrich: Neben der Gefahr einer zweiten großen Infektionswelle sehe ich Risiken durch mögliche Handelskriege, explodierende Staatsschulden und einen immer wahrscheinlicher werdenden No-Deal-Brexit. Die Aktienmärkte werden überdurchschnittlich volatil bleiben. Auf der anderen Seite werden wir sehen, dass Topvermögensverwalter via Bildschirm zugeschaltet und ihre Gastgeber vom Finanzen Verlag in München am 8. Juli 2020: Dieter Fischer, Geschäftsführer des Finanzen Verlags (links), und Bernhard Bomke, Redakteur beim Finanzen Verlag, im Gespräch mit diesmal zehn Fonds-Experten. Gesundheits- und Technologietitel als Profiteure aus der Krise hervorgehen. Mittel- bis langfristig könnte der Digitalisierungsschub auch deutschen Unternehmen zugute kommen.

Fischer: Stichwort Digitalisierung: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Falls Wirecard ein?

Henrich: Wirecard ist eines der Themen, die mich fürchten lassen, dass wir es mit einer Putzfrauen-Rallye an den Börsen zu tun bekommen könnten. Derzeit kommen aus ungeahnten Quellen Aktienempfehlungen. Jeder redet mit, was nicht unbedingt hilfreich ist. Ein Beispiel: Der Chef-Kellner unseres Burger-Restaurants stürmte vor einigen Wochen zu mir auf die Straße und rief: Ey, Peter, jetzt 10 000 Euro in Wirecard? Da stand die Aktie bei 16 Euro. Danach notierte sie erst bei neun Euro, dann bei zwei, dann wieder über acht Euro. Als das Papier dann wieder fiel, sagte er: „Okay, Wirecard ist Schrott, aber Tesla ist doch in nur drei Monaten von 500 auf 1200 Dollar gestiegen …“

Fischer: Noch weitere Themen fürs zweite Halbjahr?

Körner: Unser hauseigenes Risikomodell zeigt an den Börsen schon wieder hohe Bewertungsniveaus. Daher stellen wir uns auf zunächst weniger dynamische Märkte ein. Unsere Prognose: Wir sehen einen sich seitwärts bewegenden Markt, der von einer hohen Volatilität geprägt ist. Malcherek: Die Themen des zweiten Halbjahres werden sein: Corona, eine mögliche zweite Infektionswelle ab Herbst und die weitere Entwicklung in den USA, wo Anfang November die Präsidentschaftswahl ansteht. Noch ist nicht absehbar, wie sich die Rassismusdebatte und das Corona-Krisenmanagement der Trump-Regierung auswirken werden.

Georgi: Vieles spricht für politische Börsen im zweiten Halbjahr. Neben dem Brexit und weiteren Konjunkturprogrammen für die Wirtschaft sehen wir in den USA außer der Präsidentschaftswahl noch die Möglichkeit, dass es auch dort Negativzinsen geben wird. Zudem könnte der ohnehin schon schwelende Handelskonflikt mit China nach der Wahl ein noch größeres Thema werden.

Garske: Die Frage wird sein, ob wir eine gradlinige Wiederaufnahme des Geschäftslebens sehen werden oder eine Sägezahnentwicklung mit ständigen temporären Öffungen und Schließungen. Weitere Ungewissheiten: Werden China und Indien in einen Clinch geraten? Wird das Vertrauen in die entschlossene Unterstützung der Weltwirtschaft durch Notenbanken und Regierungen anhalten? Oder werden die Hilfsprogramme aufgebraucht sein, bevor die Wirtschaft wieder Tritt gefasst hat? Und nicht zuletzt: Werden die niedrigen Anleiherenditen gepaart mit der hohen Liquidität zu neuen Allzeithochs der Aktienmärkte führen?

Hinkel: Für die Börsen wird von großer Bedeutung sein, ob der Wiederaufbaufonds der EU greift – insbesondere mit Blick auf die Nachhaltigkeitsthemen, die die EU dabei verfolgt.

Hirsch: Wenn es innerhalb der EU nicht gelingt, die Entwicklungsunterschiede bei den Volkswirtschaften einzuebnen, birgt das erhebliche Risiken für die Börsen. Zudem: Wann schmeißen diejenigen Anleger das Handtuch, die an der Rallye der letzten Monate nicht oder nicht ausreichend partizipierten? Die sind mit ihrer erheblichen Liquidität auf Rückschläge angewiesen, um wieder einzusteigen.

Rieke: Aus unserer Sicht könnte vor allem die in vielen Schwellenländern angespannte Situation infolge der Corona-Pandemie wesentlich darüber mitentscheiden, wie schnell und in welchem Ausmaß die wirtschaftliche Erholung weltweit gelingt.

Fischer: Wie schätzen Sie denn die Aussichten für die Aktien- und Anleihemärkte in den USA, Europa und den eben genannten Schwellenländern ein?

Rieke: Bei Staatsanleihen rechnen wir mit einem Verharren der Zinsen in der Nähe der aktuellen Tiefstniveaus – trotz global deutlich anziehender Staatsverschuldungen. Auch die Risikoprämien für Unternehmensanleihen dürften eher niedrig bleiben. Allerdings könnte es hier angesichts vermutlich steigender Insolvenzzahlen zu stärkeren Schwankungen kommen. Die Aussichten für die meisten Schwellenländer bleiben verhalten, solange die Pandemie dort nicht unter Kontrolle ist.

Henrich: Wenn ich mir einen Markt aussuchen müsste, wäre das Asien. Damit meine ich neben klassischen Märkten wie China auch ein Land wie Viertnam, das Corona sehr gut überstanden hat und für das die Weltbank trotz der Pandemie für 2020 zuletzt noch ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent prognostizierte. Wo gibt es das sonst noch auf der Welt?

Garske: Falls Pleitewellen und weitere Massenentlassungen ausbleiben und die Wirtschaft auch dank Großaufträgen der öffentlichen Hand ihre Erholung fortsetzt, sind Allzeithochs an den Börsen zum Jahresende wahrscheinlich. Das gilt gleichermaßen für die USA, für Europa und die Schwellenländer. Auch Bonds bleiben dank der aktiven Käufe der Notenbanken gefragt.

Georgi: Es wird immer schwerer, mit Renten für Kunden Geld zu verdienen. Der Renditerückgang bei Anleihen – insbesondere in den USA – verstärkt den Anlagenotstand in diesem Segment weiter. Ganz anders an den Börsen. Viel Liquidität und niedrige Aktienquoten sind ein guter Nährboden für steigende Kurse. In den USA könnte der Zinsrückgang zu stärkerer Nachfrage nach Dividendentiteln führen.

Körner: An den Aktienmärkten sollten sich Anleger zunächst auf defensive, margenstarke Unternehmen konzentrieren. Wir glauben, es lohnt sich, insbesondere Europa im Blick zu haben. Der Kontinent ist mit dem Virus bislang ganz gut umgegangen, während wir in den USA große Unsicherheiten sehen.

Fischer: Wie schätzen Sie die Chancen für Unternehmensanleihen ein?

Körner: Da müssen Anleger damit rechnen, dass mögliche Downgrades von Emittenten schnell zur Ausweitung von Risikozuschlägen führen können. Daher gilt es, bei der Auswahl der Anleiheinvestments penibel auf die Liquiditätssituation zu schauen. Zumal man sich nur selten schnell von größeren Titeln trennen kann, weil im Falle einer schwierigen Marktlage oft nur wenig
Kapital am Markt ist.

Fischer: Ziehen wir mal eine Halbjahresbilanz. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Fonds nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres?

Hinkel: Den Corona-Crash haben wir dank phasenweisem Absichern mit rechtzeitiger Schließung recht gut überstanden. Allerdings mussten wir zum Ende des Halbjahres durch die Causa Wircard einen leichten Rückgang hinnehmen, denn: Nach der Wiederaufnahme des Börsenhandels veräußerten wir unsere Anteile vollständig.

Malcherek: Mit der Performance der Anleihen in unserem Stiftungsfonds sind wir zufrieden. Das Portfolio setzt sich aus Investmentgrade-Papieren zusammen, die zwischenzeitliche Verluste wieder aufholen konnten. Bei den Aktien in unserem Fonds sehen wir noch Aufholpotenzial. Unsere Substanzwerte konnten die Markterholung, die zum großen Teil von Wachstumswerten getragen wurde, nicht in vollem Umfang mitgehen.

Hirsch: Unser Rückschlag war stärker als üblich und wir stehen für dieses Jahr noch im Minus. Deshalb kann ich nicht zufrieden sein. Jedoch ist das Minus mittlerweile so überschaubar geworden, dass ich für 2020 ein gutes Jahresergebnis erwarte.

Hartmann: Das Ergebnis unsereres Fonds Perspektive OVID Equity lag im ersten Halbjahr über dem der gängien Indices wie Euro Stoxx 50, S & P oder DAX. Aktuell haben wir eine kleine zweistellige Liquiditätsquote, die uns Handlungspielraum verschafft. Wir werden aber nicht einseitig auf Momentum-Trades wie Technologie oder Pharma setzen, sondern auf nahezu alle Sektoren breit streuen.

Henrich: Seit Jahresanfang konnten wir – trotz einer Investitionsquote von nur 85% während der Aufwärtsphase – den Euro Stoxx 50, den DAX und den MSCI-Weltindex schlagen Der Mix unserer Zielfonds war demnach sehr gut.

Fischer: Wie lief es im ersten Halbjahr bei Ihnen, Herr Georgi?

Georgi: Mit einer positiven Wertentwicklung von aktuell etwa sechs Prozent seit Jahresbeginn sind wir durchaus zufrieden. Die Technologie-Werte lieferten dabei, wen wundert’s, den größten Ergebnisbeitrag. Die im Portfolio untergewichteten Finanzdienstleister schnitten am schlechtesten ab.

Garske: Unser apano Global Systematik erreichte am 20. Februar ein Allzeithoch. Danach zogen wir uns mit Blick auf Corona schnell umfangreich zurück. Im Kurstief Mitte März war der Fonds längst defensiv positioniert. Die Hilfszusagen von Notenbanken und Politik ermunterten uns, trotz pessimistischem Börsenumfeld fast genau am Tiefpunkt die Aktienquote wieder deutlich zu erhöhen. Das entpuppte sich als absolut richtig. Am 8. Juni erklomm der Fonds ein neues Allzeithoch. Aktuell steht er 3,4 Prozent höher als Ende 2019 und damit acht Prozent über dem MSCI-Weltaktienindex. Unsere Investoren sind offenbar ganz zufrieden. Seit Wochen verzeichnen wir kleine, aber recht konstante Mittelzuflüsse.

Wallrich: Im Wallrich AI Libero verkaufen wir Absicherungsinstrumente in Form von Short-Put-Optionen und vereinnahmen dafür eine Absicherungsoder Optionsprämie. Im Corona-Crash wurden wir durch die starken Kursrückgänge „angedient“ und erlitten stärkere Verluste. Nach dem Einbruch war das Absicherungsbedürfnis jedoch umso größer. In dieser Phase spielten wir die Stärke einer Volatilitätsstrategie voll aus.

Körner: Mit unserem Stockpicking, einer frühen Positionierung und dem gezielten Einsatz von zwischenzeitlichen Absicherungen konnten wir den TBF Global Income trotz vorübergehender Verluste in die Gewinnzone bringen. Entsprechend schauen wir positiv auf das erste Halbjahr 2020.

Fischer: Was erwarten Sie von Ihren Fonds im zweiten Halbjahr?

Körner: Wir verfolgen weiterhin das Ziel, die angestrebte Ausschüttungsrendite von drei bis vier Prozent für die nächsten Jahre zu sichern. Dabei helfen uns unter anderem die fixen Einnahmen aus den Kupons der investierten Unternehmensanleihen. Sofern sich die Situation bezüglich Corona aufhellen sollte, würden wir unsere aktuelle Kasseposition dazu nutzen, in chancenreiche Titel zu gehen.

Hinkel: Wir gehen bei unserem Fonds von einer über dem Markt liegenden Entwicklung aus. Dabei verfolgen wir unsere ausgewogene Investment-Philosophie, die auf Branchen setzt, die von Corona wenig betroffen sind.

Malcherek: Bei den Anleihen in unserem Fondsportfolio gehen wir von einer weiter positiven Entwicklung aus. Die guten Quartalszahlen unserer Einzelwerte sollten darüber hinaus dazu beitragen, die noch bestehenden Rückstände im Aktienanteil aufzuholen.

Hartmann: In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir im Falle von Rückschlägen an den Märkten auch dank unserer Nachhaltigkeits-Strategie geringere Verluste unseres Fonds.

Hirsch: Wir sind weiter von dem Mix unserer zehn Anlageklassen überzeugt, also Absolute Return, Aktien,
Anleihen, Edelmetalle, Immobilien, Liquidität, Private Equity, Rohstoffe, Wald- und Agrarinvestments sowie Wandelanleihen.

Wallrich: Nach den Verlusten im März haben wir die Sicherungsstrategie erweitert. In dem nach wie vor volatilen Umfeld sind die Optionsprämien für unseren Fonds weiterhin attraktiv. So ist es gut möglich, auch in seitwärts tendierenden oder leicht fallenden Märkten Erträge zu erzielen.

Garske: Unseren Fonds werden wir weiterhin ohne Prognose und auf Sicht steuern. Wir wetten nicht auf eine Marktentwicklung, sondern analysieren Tag für Tag die relevanten globalen Nachrichten und bewerten die 17 Börsenindikatoren unseres Stimmungsindexes. Wir sind zuversichtlich, unsere Investoren im Falle eines abermaligen Kurseinbruchs zuverlässig vor größeren Verlusten schützen zu können.

Georgi: Wir werden weiter auf Unternehmen setzen, die über ein tragfähiges, innovatives Geschäftsmodell verfügen und maßgeblich ihre Märkte prägen. Die nachhaltige Dividendenfähigkeit (aktuell 2,65 Prozent im Fonds) bleibt weiter im Blick. Hier profitieren wir von Werten wie NextEra Energy Inc. oder American Tower REIT.

Henrich: Unsere Linie, Zielfonds auszuwählen, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, in ihrem Segment überdurchschnittlich zu performen, behalten wir bei. Diese Strategie wäre noch mehr im Vorteil, würde die starke Bedeutung des von US-Aktien dominierten MSCI-Weltindex abnehmen. Dann würden unsere Anleger zum Beispiel noch mehr davon profitieren können, in den besten Fonds Griechenlands oder Vietnams investiert zu sein.

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